Donnerstag, der 18. Februar 2016

„Wir wollen vom ersten Tag an arbeiten und Deutsch lernen.“ Die Forderungen von Flüchtlingen, die beim Urban Thinkers Campus in Mannheim über die Stadt der Zukunft diskutieren, sind eindeutig: Sie wollen sich schnell integrieren, ein Teil der Bürgerschaft werden, ganz gleich, wie lange sie in Deutschland bleiben können. Rund 50 Männer und Frauen aus Syrien, Afghanistan und anderen Bürgerkriegsländern sind in Mannheim beim Urban Thinkers Campus „Urban citizenship in a Nomadic World“ zu einem Flüchtlings- und Helferparlament zusammengekommen.

Der Kongress, an dem insgesamt 400 Menschen teilnehmen, ist Teil einer Partnerschaft mit der World Urban Campaign des Siedlungsprogrammes der Vereinten Nationen (UN Habitat). Der thematische Schwerpunkt ist die aktuelle internationale Migration und deren Bedeutung für das Leben in den Städten. Der Mannheimer Urban Thinkers Campus ist eine von 24 Veranstaltungen weltweit, die einen gemeinsamen Beitrag von Nicht-Regierungspartnern zur Habitat-III-Konferenz der Vereinten Nationen ermöglichen. Sie ist die einzige in Deutschland zu diesem Thema und – neben Paris, Stockholm, Palermo, Barcelona, Genf und Alghero – eine von sieben in Europa. Die Ergebnisse der Mannheimer Veranstaltung, die am morgigen Freitag in einem „Mannheimer Manifesto“ zusammengefasst werden, fließen direkt ein in die „New Urban Agenda“ der Vereinten Nationen. Sie soll im Oktober in Quito/Ekuador verabschiedet werden und als politische Richtschnur für die weltweite Stadtentwicklung in den nächsten 20 Jahren dienen.

Ein junger Mann aus Afghanistan hat eigentlich Goldschmied gelernt, aber er kann in seinem Beruf nicht arbeiten. Eine Frau aus Mazedonien wünscht sich eine bessere medizinische Versorgung. Sie alle sind mehr aus Zufall nach Deutschland gekommen. „Wer auf der Flucht ist, sucht sich kein bestimmtes Land aus.“ Man erhofft sich von den Städten, dass sie mehr Begegnungsstätten für Flüchtlinge schaffen, dass die Integration von der ersten Stunde an beginnt – und „dass wir nicht ständig auf einem Verschiebebahnhof leben müssen.“