Donnerstag, der 18. Februar 2016

Der dreitägige Urban Thinkers Campus der Vereinten Nationen endet mit einem „Mannheim Manifesto“. Die Städte sollen weltweit eine größere Rolle spielen und dafür auch die finanziellen Möglichkeiten erhalten. Mit dieser Forderung ging heute der dreitägige Urban Thinkers Campus „Urban Citizenship in a Nomadic World“ der Vereinten Nationen in Mannheim zu Ende. In einem „Mannheim Manifesto“ setze sich die große Mehrheit der rund 480 Teilnehmer weiter dafür ein, dass in den Städten der Zukunft die Beteiligung der Bürger deutlich erhöht wird. „Wir benötigen einen Wandel von der Politik von oben hin zu mehr Beteiligung von unten“, sagte der Städteforscher Charles Landry, der durch den Campus geführt hat. Weiter plädieren die Teilnehmer des Mannheimer Kongresses dafür, dass die in den Städten lebenden Menschen eine eigene „Bürgerschaft“ mit allen Rechten du Pflichten verliehen bekommen – unabhängig von ihrem Status. „Menschen wollen Teil einer Stadt sein und nicht nur in ihr leben“, so Städteforscher Benjamin Barber. Damit werde die urbane Identität gestärkt. Außerdem soll die Unterschiedlichkeit der Menschen in den Städten als Realität und Chance akzeptiert werden. Nur so gelinge es, die anstehenden Herausforderungen etwa durch die aktuelle Flüchtlingskrise zu bewältigen. Das Manifesto wird nun weiter entwickelt.

Der Kongress ist Teil einer Partnerschaft mit der World Urban Campaign des Siedlungsprogrammes der Vereinten Nationen (UN Habitat). Der thematische Schwerpunkt ist die aktuelle internationale Migration und deren Bedeutung für das Leben in den Städten. Der Mannheimer Urban Thinkers Campus ist eine von 26 Veranstaltungen weltweit, die einen gemeinsamen Beitrag von Nicht-Regierungspartnern zur Habitat-III-Konferenz der Vereinten Nationen ermöglichen. Sie ist die einzige in Deutschland zu diesem Thema und – neben Paris, Stockholm, Palermo, Barcelona, Genf und Alghero – eine von sieben in Europa. Die Ergebnisse der Mannheimer Veranstaltung fließen direkt ein in die „New Urban Agenda“ der Vereinten Nationen. Sie soll im Oktober in Quito/Ecuador verabschiedet werden und als politische Richtschnur für die weltweite Stadtentwicklung in den nächsten 20 Jahren dienen.

„Der Urban Thinkers Campus hat die Rolle Mannheims als internationale Stadt gestärkt“, zieht Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz ein positives Resümee der Veranstaltung. Dies zeige sich nicht nur in der Teilnahme von Vertretern aus sieben Partnerstädten. Der Kongress habe der Quadratestadt die Möglichkeit gegeben, ihre Erfahrungen in den Prozess

einzubringen, der schließlich zu einer neuen Agenda für die Städte weltweit führen werde. „Vielfalt ist in unserer Stadt eine Realität“, betont der Oberbürgermeister. „Dies werden wir auch bei den Planungen neuer Stadtteile berücksichtigen, die im Zuge der Konversion auf den ehemaligen US-Kasernenflächen entstehen.“ Mannheim habe eine 400-jährige Tradition als tolerante und weltoffene Stadt. Dies, so hofft der Oberbürgermeister, werde sich auch in der Agenda der Vereinten Nationen niederschlagen. Für die Ausrichtung dieses Kongresses habe Mannheim auch international viel Anerkennung erfahren und sei deutlich sichtbarer geworden.

„Städte müssen über die Grenzen hinweg miteinander kooperieren“, so Benjamin Barber. Um die globalen Herausforderungen zu bestehen, müssten sie sich in einer Art internationalen Städtebund zusammenschließen, um nationale Regierung zu unterstützen. Sie könnten vor allem für eine Stärkung der demokratischen Legitimation und Beteiligung sorgen. Um zur Lösung der globalen Probleme beitragen zu können, müssten die Städte allerdings auch die notwendigen finanziellen Ressourcen erhalten.

„Mannheim war ein sehr aktives Forschungslabor für die Zukunft der Städte“, lobte Christine Auclair, Koordinatorin der World Urban Campaign bei den Vereinten Nationen den Campus, der unter dem Motto „The city we need“ stand. „In Mannheim gibt es ein starkes Heimatgefühl, das auf Offenheit und Toleranz basiert“, so Auclair weiter. „Mannheim lebt Integration, die Kreativität fördert und so die Zukunft der Städte sicherstellt. An keinem anderen Ort als in Mannheim wäre eine solch engagierte und auf Konsens ausgerichtete Diskussion möglich gewesen.“

 

Foto: Andreas Henn